Zuchtziele

 

Mit dieser Frage stand ich am Anfang ganz schön überrumpelt da... Welche Zuchtziele möchte ich eigentlich verfolgen? Die Mongolenzüchter haben es da, um es vorsichtig und sehr vereinfacht zu formulieren, "leichter". Es gibt bereits ein breites Spektrum an Farbenschlägen, auf die man sich spezialisieren kann, Krankheiten und Gendefekte, die auftreten können, sind bekannt und man versucht diese aus der eigenen Linie raus zu halten... 

 

Über Buschschwanzrennmäuse dagegen gibt es kaum Information, meine Recherchen zur Zucht dieser Exoten waren wenig aufschlussreich... Mir bekannt ist bisher nur die Wildfarbe der Tiere (Agouti), die es allerdings von Natur aus bereits in verschiedenen Abstufungen gibt. Manche Tiere haben ein extrem dunkles "Tipping" (schwarze Haarspitzen) auf dem Rücken, was sie sehr dunkel erscheinen lässt, andere weniger. Mein Zuchtweibchen Snickers hat ein eher rötliches Fell, mein Zuchtbock Jólnir dagegen eher sandfarben.

 In einer Quelle (Forum Rennmaus.dewar nach zu lesen, dass bereits Dilute-Farbschläge gezüchtet worden sind. Das bedeutet, dass ein Tier ein aufhellendes Gen im Gencode trägt und somit logischerweise ein viel helleres Fell als seine Artgenossen aufweißt. Weitere Informationen hierzu (Fotos, Literaturnachweise o.ä.) konnte ich jedoch nicht finden.

Weiterhin soll es (auch in freier Wildbahn) zwei verschiedene Linien der Buschschwanzrennmaus geben. Eine sehr soziale, eher in großen Gruppen und Familienverbänden zusammenlebende Linie, die sich Artgenossen gegenüber aufgeschlossen und friedfertig zeigt. Und eben eine Linie, die wohl eher das Gegenteil aufweist... Diese Linie lebt eher Paarweise, wenn überhaupt in kleinen Familienverbänden, neigt zu Streitereien der Gruppenmitglieder untereinander und fremde Artgenossen werden rigoros vertrieben und im schlimmsten Fall auch massiv attackiert und verbissen.

Laut der Züchterin meines Zuchtweibchens stammt Snickers wohl aus zweiter Linie, sicher ist sie sich nicht... Zuerst hatte ich zwei Weibchen von ihr. Das andere Weibchen zeigte tatsächlich eher ein aggressives, revierverteidigendes Verhalten und fing irgendwann an aus mir unerfindlichen Gründen Snickers permanent durch das Gehege zu jagen, vertrieb sie von den Futter und Schlafplätzen und biss sie in den Schwanz, die Fußsohlen und die Ohren. Mir blieb bald keine andere Möglichkeit mehr als sie nach mehreren Trennungs- und erneuten VG-Versuchen endgültig zu trennen. Von einer befreundeten Züchterin wusste ich, dass sie zwei Buschi-Männchen besaß. Da kam mir die Idee, diese Exoten zu züchten. Schon lange beschäftigte ich mich mit der Mongolenzucht, doch es gibt in diesem Bereich so viele Züchter, und der Markt ist überschwemmt mit Tieren von verantwortungslosen Vermehrern... Ganz zu schweigen von vielen anderen Problemen, die zu erörten hier viel zu lange dauern würde....

Jedenfalls sprachen wird diese Idee zusammen durch, und bald darauf tauschten wir unsere Tiere aus. Natürlich kam nur Snickers als Zuchttier in Frage, ein aggressives Verhalten wie Chio es an den Tag legte, war für mich von vorne herein ein klarer Faktor für Zuchtuntauglichkeit.

Auch über das äußere Erscheinungsbild wurde ich mir langsam klar, und mit jedem Wurf und jeder Maus, die mir ihr Wesen präsentierte, kristalisierten sich meine Zuchtiziele endlich klar heraus.

Ich möchte:

Soziale Tiere züchten,

  • die in großen Gruppen gehalten werden können
  •  die sich leicht vergesselschaften lassen (bisher klappte es bei mir immer durch zusammen setzen auf neutralem Boden)
  • die neugierig und aufgeschlossen gegenüber ihrer Umwelt, ihren Artgenossen und ihrem Halter sind
  • die Konflikte möglichst ohne Bisse lösen 

Dies möchte ich vor allem dadurch erreichen, dass meine Jungtiere möglichst lange bei der Mutter und/oder beim Vater bleiben (mind. 12 Wochen) und evtl. auch noch bei der Aufzucht von Folgewürfen helfen, damit sie das Zusammenleben in der Familie erleben und entsprechend lange sozialisiert werden. Ich konnte beobachtern, dass sich große Geschwister bisher immer sehr liebevoll mit um die nachfolgenden Würfe gekümmert haben (egal ob Männchen oder Weibchen), und bei einigen auch richtig starke Mutterinstikte zu beobachten waren. Während einige Weibchen eher sporadisch mit im Nest lagen haben andere das Nest kaum mehr verlassen und sind der Mutter und den neuen Welpen kaum von der Seite gewichen.

Äußere Merkmale der Tiere, auf die ich achte, sind,

  • ein kompakter Körperbau (kein langegezogener Körper)
  • keine zu eng stehenden Augen
  • schöne, lange Vibrissen
  • ein kräftiger, dunkler, gleichmäßig behaarter Schwanz mit einer rein weißen Quaste, die sich deutlich abzeichnen sollte.
  • Ziel der Grundfarbe: rötlich/ fuchsfarben mit leicht schwarzem Tipping 

 

Und was mir natürlich am Allermeisten am Herzen liegt:

Gesunde, und vor allem glückliche Tiere.